In einer von vermeintlich universellen Prinzipien regierten Gesellschaft bekräftigen die Werke der luxemburgischen Künstlerin Su-Mei Tse (geb. 1973 in Luxemburg, lebt und arbeitet in Luxemburg und Berlin) den subjektiven Charakter jeglicher Erfahrung. Ihre poetischen Videoarbeiten, Installationen und Interventionen appellieren an unser Empfindungsvermögen, um die Welt um uns herum zu deuten.
Die zweiteilige Installation Gregor basiert auf der gleichnamigen Figur in Franz Kafkas berühmten Roman Die Verwandlung. Die Skulptur eines Käfers, der vom Gewicht eines Steins gelähmt wird, kann als Metapher für die Ohnmacht des Einzelnen angesichts drohender Katastrophen gelesen werden. Als Sinnbild einer verängstigten, konditionierten Gesellschaft verkörpert sie die realen oder imaginären Barrieren, die uns daran hindern, uns zu verwirklichen.
Das große Schild neben dem Aufstieg zum Gëlle-Fra-Denkmal verweist seinerseits auf eine Billboard-Arbeit von Yoko Ono, die Tse in den öffentlichen Räumen Berlins fotografiert hat. Als Kontrapunkt zum Käfer, der unter der Last des Steins gefangen scheint, erinnert die Inschrift an die ungeahnten Kräfte, die in jedem von uns schlummern.