Die Arbeiten von Rémy Markowitsch (geb. 1957 in Zürich, lebt und arbeitet in Berlin) beruhen meist auf Literaturvorlagen, mit deren Hilfe sie die dunklen, teils unbewussten Strömungen in der Gesellschaft offenlegen.

Ausgangspunkt von Juliens Maus ist die Erzählung der Legende von Sankt Julian dem Gastfreien in Gustave Flauberts Drei Geschichten (1877). Nachdem er als Kind eine Maus in der Kirche vorsätzlich tötet, wird Julien vom unwiderstehlichen Drang getrieben, Tiere zu jagen und massenhaft umzubringen. Doch allen Grausamkeiten zum Trotz wird der bußwillige Sünder schlussendlich erlöst und steigt in den Himmel empor. Die von einem Fenster in der Kathedrale von Rouen inspirierte Erzählung Flauberts setzt sich kritisch mit Vorstellungen von Sünde, Reue und Erlösung auseinander, indem sie eine doppelte, gleichermaßen christliche und erotische Deutung nahelegt. Die Skulptur des Künstlers und das dazugehörige Video, welches über QR-Code abrufbar und im Tour Vauban zu sehen ist, greifen die bildmächtigen Beschreibungen der literarischen Vorlage auf und sprechen Juliens erstes Opfer, die kleine weiße Maus, gewissermaßen heilig.