05.10.2025 | 10:30 - 12:00
Science Hub – Petruss-Tal
Cinematic Gardens and the Subconscious : Nature, Symbolism, and the Psyche on Film
Part Four : GARDENS & THE GOTHIC
EINFÜHRUNG
In der Geschichte des Kinos waren Gärten, Parks, Innenhöfe und andere Grünanlagen stets weit mehr als bloße Kulissen oder Schauplätze. Sie dienten als Räume, in denen sich Wünsche, Ängste und Fantasien entfalten – Orte der Sinnsuche, sei es in friedlichen Rückzugsorten oder in geheimnisvollen, labyrinthartigen Landschaften. Dabei treten gepflegte, vom Menschen gestaltete Natur und wilde, ungezähmte Bereiche nebeneinander auf und verdeutlichen die Spannung zwischen Ordnung und Chaos.
Ob der ummauerte Garten in Der geheime Garten (1993), der Trauer und Selbstfindung spiegelt, die Vorstadt-Rasenflächen in Broken Flowers (2005), die gesellschaftlichen Status markieren, die prunkvollen Schlossgärten in Letztes Jahr in Marienbad (1961), die Zeit und Erinnerung verzerren, die kolonialen Parzellen in The New World (2005), die Machtverhältnisse zwischen Siedlern und indigenen Völkern offenlegen, oder der stilisierte japanische Garten in Kill Bill (2003), der zum Schlachtfeld wird – Gärten im Film spiegeln immer auch tiefere gesellschaftliche Realitäten oder emotionale Zustände wider und fungieren als Fenster ins Unbewusste.
Diese Vortragsreihe richtet sich sowohl an Filmbegeisterte als auch an Gartenliebhaber:innen und beleuchtet in vier thematischen Einheiten die Rolle und Symbolik filmischer Gärten: Gärten & Macht, Gärten & Liebe, Gärten & Verbrechen sowie Gärten & das Gothic.
In Filmen, die Fantasy und Horror verbinden, nehmen Gärten oft einen dezidiert gothische Charakter an: Sie fungieren als Schwellenräume (engl. liminal spaces), in denen die rationale Ordnung zerfällt und das Unbewusste dominiert.
In Tim Burtons Alice im Wunderland (2010) spiegelt ein bizarrer Garten voller riesiger Pflanzen und surreale Wesen Alices Suche nach Identität und Zugehörigkeit wider. Guillermo del Toros Pans Labyrinth (2006) verbindet ein Waldlabyrinth mit der brutalen historischen Realität des Franco-Regimes in Spanien und verwebt dabei übernatürliche Elemente mit den Schrecken des Krieges, wie sie aus der Sicht eines Kindes erlebt werden. Edward mit den Scherenhänden (1990) wiederum nutzt kunstvoll arrangierte Formschnitte, um das fragile Selbstverständnis Edwards als Außenseiter in der amerikanischen Vorstadt zu verdeutlichen.
Über diese gleichwohl faszinierenden wie beunruhigenden Visionen hinaus treibt das Horrorkino den Ansatz noch weiter: In Friedhof der Kuscheltiere (1989) wird eine scheinbar gewöhnliche Grabstätte zum Ort, der das Verständnis eines würdevollen Begräbnisses verzerrt und auf eine unheilvolle Verbindung zwischen Leben, Tod und der Erde selbst hinweist. Annihilation (2018) schließlich offenbart eine bizarre, mutierte Pflanzenwelt, die zwischen hypnotischer Schönheit und existentiellem Grauen pendelt.