04.09.2025 | 18:00 - 20:00
Cercle Cité – Auditoire Henri Beck
Revenir vers les forêts
Conférence par Marc-André Selosse
Diese Konferenz lädt dazu ein, unseren Blick auf die pflanzlichen Welten zu weiten – Welten, die allzu oft als fern wahrgenommen werden, obwohl sie an unsere Städte grenzen und, wenn wir ihnen zuhören, unsere Lebensweise tiefgreifend bereichern können. Eintritt frei, Anmeldung über cerclecite.lu
Und wenn der Wald uns etwas zu sagen hätte?
Die Rückkehr zum Wald bedeutet, sich wieder mit einem feinen Verständnis des Lebendigen zu verbinden, seine Komplexität anzuerkennen und die Natur nicht länger als bloße Kulisse oder Ressource zu betrachten, sondern als echtes Vorbild. In den Wäldern entstehen unerwartete Allianzen, überraschende Formen von Opportunismus und leise, aber kraftvolle Formen der Gegenseitigkeit. Sich von dieser stillen kollektiven Intelligenz inspirieren zu lassen, öffnet den Weg zu Städten, die stärker mit dem Lebendigen verbunden sind.
Diese Konferenz versteht sich als Auftakt zur Ausstellung „La forêt. Solitudes et solidarités.“, die im Oktober im Cercle Cité eröffnet wird. Eine Einladung, unseren Blick auf die pflanzlichen Welten zu weiten, die oft als fern wahrgenommen werden, obwohl sie an unsere Städte grenzen – und, wenn wir ihnen zuhören, unsere Lebensweisen tiefgreifend bereichern können.
Wir haben eine idealisierte und statische Vorstellung vom Baum und vom Wald. Idealisiert, weil wir die Bäume als stark empfinden, ohne ihre Schwächen zu erahnen – insbesondere, was ihre Stämme und ihre Langlebigkeit sie kosten, etwa im Kampf gegen Parasiten. Zudem wissen wir fast nichts über die Wurzeln der Bäume, die ein Drittel ihrer Biomasse ausmachen. Und in Bezug auf die Wälder erkennen wir kaum, welche Allianzen und Interaktionen dort existieren – weit über die Bäume selbst hinaus. Beispielsweise strukturieren Pilze, die mit den Wurzeln der Bäume in Symbiose leben, lebenswichtige Beziehungen. Tiere helfen Pflanzen, sich zu verteidigen oder sich von Generation zu Generation fortzubewegen. Unsere Augen erfassen kaum, was Bäume eigentlich ausmacht, und sie geben uns auch kaum wieder, was Bäume tatsächlich tun – was unsere Wahrnehmung statisch erscheinen lässt. Bäume formen den Boden, beeinflussen das Mikroklima, prägen den Wasserkreislauf und gestalten den Lebensraum für Tausende anderer Arten: Sie sind weniger Silhouetten als vielmehr wesentliche ökologische Akteure.
Ein falsches Verständnis von Bäumen, Wäldern und den sie durchziehenden Prozessen führt dazu, dass wir ihr Potenzial unterschätzen. Das gilt für Hecken oder Formen der Agroforstwirtschaft, die in unseren ländlichen Gebieten trotz ihrer Multifunktionalität kaum entwickelt sind. Und es gilt vor allem für unsere Städte, die der Natur – zumindest seit dem Mittelalter – den Rücken gekehrt haben, wenn nicht sogar ihre Mauern. Hier zeigt sich eine der problematischen Folgen unserer Sichtweise auf das Verhältnis zwischen Natur und Gesellschaft: Da wir sie als nebeneinanderstehend oder sogar gegensätzlich betrachten, erkennen wir keine Komplementarität – und entziehen uns damit selbst den Nutzen, den ihre Synergien entfalten könnten. Hochwasserschutz, Kühlungseffekte, Begegnungsräume, visuelles und ökologisches Wohlbefinden, Schallschutz, Luftfilterung und sogar Nahrungsquellen: Der Baum und der urbane Wald müssen neu entdeckt werden. Aber nur im Einklang mit ihrer ökologischen Dimension – denn was für die Wälder im Allgemeinen gilt, trifft auch auf die städtischen Bäume und Wälder zu.
Wir können – und wir müssen – zum Wald zurückkehren, überall: vom Wald zur Stadt. Aber nicht, ohne ihn in seinem tiefen Wesen verstanden zu haben.
Eintritt frei, Anmeldung über cerclecite.lu
Konferenz organisiert vom Cercle Cité in Partnerschaft mit der Association Victor Hugo, im Rahmen des Off-Programms der LUGA – Luxembourg Urban Garden.