Dieses Projekt verbindet eine Videoprojektion mit einer Bodenprobe aus Tuvalu, um zentrale Themen wie Klimawandel, Umwelt, Identität, Kultur und Technologie zur Diskussion zu stellen. Die Herausforderungen Tuvalus spiegeln globale Probleme wider.
Es geht aus dem Projekt Terre d’origine hervor (gestartet 2021), das Bodenproben aus 60 Ländern mit begleitenden Texten zu ihrer Herkunft und symbolischen Bedeutung präsentierte. Die Arbeit untersucht die tiefe Verbindung zwischen Mensch und Erde.
Im Jahr 2023 setzten die Künstler*innen ihre Forschung während eines multidisziplinären Aufenthalts in Luxemburg fort. Sie erforschten dabei die Umwandlung von Materiellem in Immaterielles durch digitale Kreation, künstliche Intelligenz, Klang, Bild und wissenschaftliche Experimente (Mikroskopie, 3D-Scans usw.).
Die Entdeckung Tuvalus erwies sich als prägnantes Beispiel: Diese Insel – real und symbolisch zugleich – bündelt ökologische, kulturelle, gesellschaftliche und identitätsbezogene Fragestellungen. Das Projekt beleuchtet unser Verhältnis zur Natur und zur Technologie im Zeitalter des Anthropozäns und macht die globale Vernetzung menschlichen Handelns sichtbar.
Tuvalu, im Pazifik gelegen, gehört zu den Ländern, die am stärksten vom Klimawandel bedroht sind. Erosion, Überschwemmungen und das Eindringen von Salzwasser machen das Land unbewohnbar, während Dürren und die Versauerung der Ozeane lebenswichtige Ressourcen wie Süßwasser und Fischerei gefährden.
Angesichts dieser Herausforderungen prüft die Regierung ungewöhnliche Lösungen: den Kauf von Land im Ausland zur Umsiedlung der Bevölkerung (unter anderem in Australien, das 2023 zugesagt hat, Klimaflüchtlinge aus Tuvalu aufzunehmen) und die digitale Nachbildung des Archipels im Metaversum, um das kulturelle und territoriale Erbe zu bewahren.
Tuvalu wird damit das erste Land, das vollständig digitalisiert wird. Doch dieses Vorhaben wirft einen Widerspruch auf: Es soll eine bedrohte Kultur retten, stützt sich aber auf eine energieintensive Technologie, die selbst zum Klimawandel beiträgt. Kann die Cloud wirklich ein nachhaltiger Zufluchtsort sein?
Das interdisziplinäre Team besteht aus einem Autor, einem Musiker und einer bildenden Künstlerin, die seit mehreren Jahren zusammenarbeiten. Der kreative Prozess umfasst sowohl die Nutzung bestehender visueller Materialien (wissenschaftliche Bilder, Zukunftsszenarien, Grafiken, Fotos und Videomaterial) als auch die Erstellung neuer Inhalte – darunter Mikroskopaufnahmen von Bodenproben aus Tuvalu, Textarbeiten und Klangkompositionen.
Eddi van Tsui ist ein Kollektiv, das aus drei Künstler*innen besteht, die sich bewusst einer multidisziplinären Praxis verschreiben – zwischen darstellender Kunst und bildender Kunst. Neugierig und unerschrocken setzen sie sich mit gesellschaftlich relevanten, teils unbequemen Themen auseinander und nehmen dabei die Gegenwart kritisch unter die Lupe. Ihre interdisziplinäre Arbeitsweise verleiht den Projekten eine dramaturgisch und konzeptionell vielschichtige Tiefe.
Seit 2012 realisieren Sandy Flinto und Pierrick Grobéty gemeinsame Projekte an der Schnittstelle von Installation, Video, Performance, Theater und zeitgenössischem Tanz. Von 2018 bis 2021 waren sie assoziierte Künstler*innen an der Kulturfabrik. Seit 2016 arbeiten sie eng mit dem Autor und Dramaturgen Daniel Marinangeli zusammen. 2019 gründeten sie gemeinsam das Kollektiv Eddi van Tsui, um ihre künstlerische Handschrift zu vereinen.
Sandy Flinto (verantwortlich für Regie und bildnerische Gestaltung) lebt und arbeitet zwischen Luxemburg und Frankreich. Sie studierte Bildende Kunst und darstellende Künste an der Akademie der Schönen Künste in Ravenna (Italien) und absolvierte anschließend eine Ausbildung im physischen Theater am LFPT in Paris bei Maxime Franzetti. Sie liebt es, zwischen den Disziplinen zu experimentieren, Ansätze zu übertragen und Methoden zu vermischen.
Pierrick Grobéty (verantwortlich für Sounddesign) verbrachte seine Kindheit in Ruanda, wo er seine Leidenschaft für Perkussion entdeckte. Er ließ sich in Komposition, musikalischer Leitung und Interpretation ausbilden. Inspiriert von afrikanischer Musik, Metal, Jazz, Musique Concrète (Pierre Schaeffer) und der Biophonie-Forschung von Bernie Krause, entwickelt Pierrick eigene akustische und digitale Instrumente und gestaltet damit den gesamten Klangprozess von der Idee bis zur Ausspielung. Seit 2010 ist er auf Sounddesign für darstellende Künste und zeitgenössische Kunst spezialisiert.
Daniel Marinangeli (verantwortlich für Text und Dramaturgie) studierte Germanistik und Philosophie in Luxemburg und Deutschland. Als leidenschaftlicher Leser interessiert er sich besonders für dramatische Literatur und politische, moralische sowie anthropologische Philosophie – Grundlagen seiner dramaturgischen Arbeit. In seinen Texten reflektiert er die menschliche Existenz und gesellschaftliche Entwicklungen. Er schreibt auf Französisch, Luxemburgisch und Deutsch für unterschiedliche Projekte des Kollektivs.